Nutzpflanzen und
Landwirtschaft

Getreideernte mit dem Bindemäher

Ackerbau

Zum Konzept des Museums gehört seit vielen Jahren auch die Landwirtschaft. Neben den historischen Haustierrassen, die auf den Weiden grasen, wird auch Ackerbau betrieben. Auf den Feldern wachsen alte Nutzpflanzen wie Hafer oder Hanf, außerdem alte Kartoffelsorten mit so klangvollen Namen wie "Schwarze Ungarin", "Augsburger Gold" oder "Bamberger Hörnchen". Sie können zur Erntezeit im Museumsladen erworben werden.

Die roten Futter- oder Runkelrüben, die einst jeder Landwirt als Futter für sein Vieh anbaute, sind inzwischen kaum noch zu finden und wurden durch Mais ersetzt, der weniger pflegeintensiv ist. Für das Rübengeisterschnitzen zum Obsttag gibt es daher im Museum inzwischen auch ein Rübenfeld.

Wenn möglich, werden die Felder auf die "althergebrachte" Weise bewirtschaftet, mit alten Maschinen oder sogar, zur Freude der Zuschauer, mit einem Pferdegespann.

Getreidesorten

Im Museum werden verschiedene Getreidearten kultiviert, die aus Mitteleuropa inzwischen beinahe verschwunden sind. Viele Sorten wurden aus Kleinstmengen von Körnern vermehrt, die von Genbanken und ähnlichen Einrichtungen stammen, so dass mittlerweile ganze Äcker bestellt werden können.

Emmer, Einkorn und Dinkel waren lange Zeit typische Getreidesorten für Schwaben, da sie robuster und anspruchsloser als Weizen sind. Dinkel kann bei schlechtem Wetter zudem noch „grün“ geerntet werden, nach dem Trocknen erhält man den nahrhaften Grünkern, der sich inzwischen in der Vollwertküche großer Beliebtheit erfreut. Auch Emmer und Einkorn werden immer häufiger wieder zu Brot oder Nudeln verarbeitet und wegen ihres nussigen Aromas und der hohen Bekömmlichkeit geschätzt.

Roggen, eine der unempfindlichsten und genügsamsten Getreidesorten schlechthin, verfügt heutzutage nicht mehr über die langstieligen Halme, die zum Decken von Strohdächern benötigt werden. Für das Dach der Sölde Honsolgen musste das nötige Stroh daher extra aus Osteuropa eingeführt werden. Inzwischen wird auch diese Sorte wieder im Museum angebaut.

Einkorn auf den Feldern vor der Baugruppe Mittelschwaben

Flachs

Eine sehr alte Nutzpflanze ist der Flachs oder Lein - er wurde schon vor sechstausend Jahren im mittleren Osten wegen seiner ölhaltigen Samen und der faserreichen Stängel kultiviert.
Leinöl ist nicht nur ein hochwertiges Nahrungsmittel, sondern findet auch in der Holz- und Möbelpflege seine Anwendung. Zudem dient es bis heute als Bindemittel für Künstler-Ölfarben. Die Fasern der Stängel werden noch heute zu Bast und Leinengarn verarbeitet.

Speziell im Allgäu spielte der Anbau von Flachs lange Zeit eine wichtige Rolle. Die anspruchslose Pflanze gedeiht auch auf kargen Böden und verträgt ein gewisses Maß an Frost, so dass sie auch für das raue Klima geeignet war. Auf den meisten Höfen wurde als Nebenerwerb zur Viehzucht auch Flachs angebaut und verarbeitet, oft stand im Keller ein Webstuhl. Das „blaue Allgäu“, von dem heute gern die Rede ist, hat es in dieser Form jedoch nie gegeben.
Schon vor dem Siegeszug der Baumwolle machte billiger Flachs aus Russland die heimische Erzeugung unrentabel, und mit der Umstellung auf die Grünlandwirtschaft verschwanden die Flachsfelder nach und nach.