Die Verbreitung der französischen Obstzucht
Eine Outdoor-Dauerausstellung im Spalierobstgarten zeigt die Faszination vom Obstbau an Wänden und Spalieren. Die Ausstellung wurde am 2. Oktober 2022 eröffnet und gibt einen facettenreichen Einblick in die Geschichte des Formobstanbaus. Als Formobstgehölze werden Obstbäume bezeichnet, die durch gezieltes Schneiden und Anbinden in symmetrische Formen gebracht werden.
Auf engstem Raum ließ sich auch mit wenig Gartenfläche der Traum vom eigenen Obstbaum realisieren. Der Wunsch nach Unabhängigkeit durch eigene Lebensmittel drückte sich in dem Stolz vieler Spalierbesitzer aus, damit ästhetisch hervorstehende Kunstwerke nach dem Geschmack der Zeit zu formen. Dicht an der Wand bieten Spaliere vor allem Birnen die notwendige Wärme und Regenschutz zum reifen. Apfelspaliere wie die übereinander verlaufende sog. belgische Hecke, im Spalierobstgarten ist diese zu sehen, werden im Freien eingesetzt und sind ein Vorläufer der modernen Obstplantage.
Diese Anbauform fand in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts eine enorme Verbreitung. Eigenes Obst verschaffte ein Stück Reichtum und Unabhängigkeit. Obstbäume am Spalier wurden Teil einer grünen, lebendigen Architektur und drückten ästhetische Vorstellungen seiner Besitzer aus.